Buchankündigung (erscheint im Mai 2024 im internationalen Wissenschaftsverlag Vandenhoeck & Ruprecht)

 

Kriegerische Auseinandersetzungen, sich verschärfende soziale Konflikte, fortschreitende Umweltzerstörung: Kommt es Ihnen auch so vor, als würde unsere lange Zeit so prosperierende westliche Welt gegenwärtig von einer Krise zur nächsten taumeln, ohne dass tragfähige Lösungen in Sicht sind?

 

Was wäre, wenn dies nur der oberflächliche Schein wäre? Was wäre, wenn es immer mehr Menschen auch angesichts aller Bedrohlichkeit gelingt, zukunftsweisende, attraktive Möglichkeitsräume zu entdecken? Was wäre, wenn wir uns aus bisherigen Denk-, Gefühls- und Handlungsmustern befreien können, die uns gemeinsam nicht weiterbringen? Der Schlüssel liegt im Lernen, im Verstehen von vermeintlich unvereinbaren Positionen und Meinungen.

 

Wenn wir dies auf einer Metaebene als Lösung für die zu bewältigenden Probleme begreifen, sind wir einer neuen Epoche ganz nah: der Metamoderne. Wie sich diese genauer fassen lässt, damit beschäftigt sich – erstmalig im deutschsprachigen Raum – dieser Band. Experten und Expertinnen aus verschiedensten Fachbereichen erläutern theoretische Grundlagen und zeigen Gestaltungsmöglichkeiten für unseren Lebens- und Berufsalltag auf.

Was ist die Metamoderne ?

 

Kulturen und Kultur generell sind wie ein sich ständig verändernder Fluss, ein permanentes Entstehen und Vergehen von Gesellschaften und deren Reflexionen in Sprache, Kunst und Wissenschaften. Dennoch lassen sich darin größere Epochen voneinander abgrenzen und unterscheiden, die sich jeweils durch bestimmte kulturelle Formen und Codes (Meme, Symbole, Werte, Normen, alltags- und tiefenkulturelle Gewohnheiten, Techniken, Wirtschafts- und Sozialformen etc.) auszeichnen. Die gängige Kulturphilosophie und -Soziologie unterscheidet dabei zumindest drei in ihren kulturellen Mustern stark divergierende Epochen: Vormoderne, Moderne und Postmoderne.

 

Vor einigen Jahren entdeckten verschiedene (niederländische, dänische, englische und amerikanische) Kultur- und Sozialwissenschaftler weltweit neue, sowohl sensiblere und gefühlvollere, als auch freiere und informiertere Entwicklungen und bezeichneten diese als Metamoderne.

Unabhängig davon, doch letztlich in ähnlicher Perspektive, entdeckten und entwickelten Umweltforscherinnen, Psychologen und Philosophen in aller Welt (Joanna Macy, Donella und Denis Meadows, Clare W. Graves, Rudolf Bahro, Deepak Chopra, Thomas Metzinger u.a.) Ansätze einer neuen, nachhaltigen Bewusstseinskultur. 

Es wird Zeit, diese spannenden Entdeckungen und neuen Perspektiven auch hierzulande zu vernetzen und weiterzudenken. 

 

Das folgende Video umreißt in seiner zweiten Hälfte die allgemeine Herausbildung der Metamoderne. In den ersten 20 min werden vor allem Vorläufer im Görlitzer Raum vorgestellt. Zur Metamoderne als wachsende Tendenz der Gegenwart und Zukunft generell siehe ab Minute 19: 

 

Das Vortragsmanuskript als Folien siehe hier. 

Einen kurzen deutschen Überblickstext zu Entstehung, Tendenzen und Dimensionen der Metamoderne siehe hier.

Die Metamoderne als neue Epoche ?

Der Kulturphilosoph Jean Gebser charakterisierte das Entstehen grundlegend neuer Kulturen vor allem dadurch, dass diese in der Lage sind, die defizienten Eigenschaften der bisherigen Kulturen zu transzendieren und durch neue Bewusstseinsqualitäten auch neue, d.h. meist auch komplexere und integrativere Lösungen in allen Bereichen zu ermöglichen. Wünschenswert wäre das, denn wohl fast jeder sensible Mensch fragt sich, warum die lange Zeit prosperierenden Qualitäten der Moderne und dann Postmoderne gegenwärtig von einer Krise zur nächsten taumeln und kaum Potenzial für deren Lösung zu haben scheinen. 

 

Neue Kulturen, so auch die Metamoderne, sind anfangs kaum sichtbar, da die Bilder, Worte und sogar Wissenschaften von den Gewohnheiten bisheriger Kultur besetzt sind. Daher lohnt es sich, die Spuren des Neuen zu verfolgen und diese sichtbar zu machen.

 

Bei dieser Suche und Sichtbarmachung der Anfänge des Neuen ist es wichtig zu verstehen, dass Kulturepochen sich durch vielfältige, oft auch widersprüchliche Codes, Erscheinungen, Gedanken, Gefühle, Strukturen und Formen etc. realisieren und dass deren vereinheitlichende Bezeichnung - ob "Vormoderne", "Moderne", "Postmoderne" oder "Metamoderne" -  in gewisser Weise nur eine abstrakte Verallgemeinerung ist. Andererseits ist es jedoch auch eine allgemeine Selbstvergewisserung und Selbstverständigung der darin lebenden Menschen, die manchmal auch als "Meta-Mem" bezeichnet wird. Daher könnte diese mehr oder weniger bewusste Selbstfindung der "Metamoderne" auch ein wichtiger Moment ihrer Herausbildung sein. 

 

Diese Plattform hier dokumentiert Entwicklungen, Tendenzen, Dimensionen und Qualitäten der Metamoderne für den vorwiegend deutschsprachigen Raum. Sie ist noch im Aufbau. Künftig finden Sie auf den Unterseiten generelle und aktuelle Informationen zur Herausbildung der Metamoderne in den jeweiligen Dimensionen bzw. Bereichen. Wer dabei mitwirken mag, ist gern willkommen. 

Die folgende Übersicht zur Einordnung der Metamoderne ist aus dem Buch:

Adyahanzi, Brendan Graham Dempsey:

Emergentism: Complexity for the Metamodern World

Palimpsest Press 2022, S. 158

 

Eine sehr detaillierter Ein- und Überblickstext zu den verschiedenen Quellen und Dimensionen der Metamoderne ist die hier zu findende Einleitung von Jonathan Rowson im kürzlich erschienenen Buch "Metamodern".

 

 

Im Folgenden einige Videos mit Kurzdokumentationen und -vorträgen, welche die Entwicklung der Metamoderne im englischsprachigen Raum reflektieren. Mehr dazu siehe auch hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Metamodernism


Ich-freie Menschen in der Metamoderne
Da einige es wünschten hier die Folien des Vortrags von Maik Hosang beim NLP-Kongress 2023 in Zeilitzheim.
+MetamoderneMH-NLP23.pptx
Microsoft Power Point Präsentation 12.8 MB

 

Plattform für metamoderne Kunst und Kultur

 

Einen Einblick in die Vielfalt, in der sich die Metamoderne bisher entwickelt, siehe auf der Plattform: https://whatismetamodern.com/ , einem:

"catalog of cultural products and artifacts that in some way bear an aesthetic signature that exemplifies metamodernism. We’ve culled these exemplars from film, television, music, literature, social trends, architecture, religion, politics, advertising, language and more. ... In our view, metamodern cultural products engage the conflicts between modernist conviction and postmodern relativism, in part by embodying an aesthetic that braids the sensibilities of modernism and postmodernism with an emphasis on felt experience."